Wie Führungskräfte die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern
Dr. Peter Becker: Die Anforderungen an Leiter wandeln sich
In Zeiten des digitalen Wandels müssen Leitungskräfte ihren Führungsstil umstellen, damit ihre Mitarbeiter an Leib und Seele gesund bleiben. Diese Überzeugung vertrat der geschäftsführende Gesellschafter der Personalberatung Steinbach & Partner, Peter Becker (Nürnberg), auf dem Kongress Christlicher Führungskräfte in Karlsruhe. Viele pflegten den traditionellen „transaktionalen Führungsstil“. Er beinhalte unter anderem, Ziele zu setzen sowie Leistung mit Gehalt und Bonuszahlungen zu belohnen. Der Gedanke dahinter: Der Mensch ist ein rationales Wesen, der sich nur engagiert, wenn er Geld bekommt. „Die Psychologie hat dieses Menschenbild längst widerlegt und es ist auch nicht biblisch“, so Becker. Es gehe davon aus, dass jeder Mensch nur an sich selbst denkt. Führung heiße dann, Macht auszuüben und Anweisungen zu erteilen. Dennoch habe dieser Führungsstil durchaus seine Berechtigung, weil er positive Effekte auf die Leistung habe.
Eine neue Arbeitswelt braucht veränderte Führung
Der transaktionale Führungsstil stoße aber zunehmend an Grenzen, weil sich die Arbeitswelt massiv verändere. Durch „Megatrends“ wie Flexibilisierung sowie den demografischen und technologischen Wandel wachsen laut Becker die Kundenanforderungen, der Innovations- und der Kostendruck. Dazu kämen Faktoren wie veränderte Arbeitsbedingungen und häufig ein Lebensstil, der von Bewegungsmangel, Fehlernährung und zurückgehender sozialer Unterstützung geprägt sei. „Wer glaubt, auf diese Entwicklungen mit dem Führungsverhalten von gestern reagieren zu könne, ist auf dem Holzweg“, so Becker. Ergänzend brauche man die „transformationale Führung“, die geprägt sei von einer Führungskraft als charismatischem Vorbild, inspirierender Motivierung, intellektueller Stimulierung und individueller Wertschätzung. Durchdiese Elemente entstehe eine Atmosphäre, in der Fehler toleriert würden und Mitarbeiter und gerne Leistung brächten.
Nur „Leader mit Herz“ können andere positiv prägen
Wer der von Unsicherheit und Komplexität geprägte neue Arbeitswelt nur mit altem Führungsverhalten begegne, leide selbst darunter. „Viele Führungskräfte halten an dem fest, was sie jahrelang praktiziert haben – aber es reicht nicht mehr aus. Sie sind erschöpft und erleben Konflikte.“ Wenn sie auf ihre Sinnfragen keine Antworten mehr fänden, erkrankten sie „fast zwangsläufig“ an Körper und Seele. Es nütze auch wenig, Sport und Freizeit „im Hochleistungsmodus eines Managers“ zu absolvieren, weil man so nicht wirklich entspannen könne. „Auch religösische Führungskräften fehlt es oft an Kraft, Mut und der Fähigkeit, Grenzen zu setzen und so gesund zu leiben.“ Dabei hätten gerade Christen „eine unerschöpfliche Quelle an Kraft und Ermutigung“. Das Wissen über die Identität in Christus und die in Gott wurzelnde Würde müsse vom Kopf ins Herz rutschen. Nur „Leader mit Herz“ könnten ihre Mitarbeiter gesund durch Zeiten der Instabilität und Unsicherheit führen. Becker gab Tipps, um ein neues Führungsverhalten zu lernen. So gelte es herausfinden, was jeder Mitarbeiter individuell braucht, um sich wertgeschätzt zu erleben, und wie man das eigene Ich und das jedes Mitarbeiters stärken könne.
Das Erlernen der Rollenflexibilität zwischen transaktionalem und transformationalem Führungsstil erfordert allerdings auch sich mit seiner eigenen Persönlichkeit auseinander zu setzen. Steinbach & Partner begleitet Führungskräfte im Rahmen des Programms „Leadership Development 4.0“ in diesen Transformationsprozessen.