Grundstoff­versorgung und Personal­strategie. Was in Zukunft über den Standort Deutschland entscheidend sein wird

Die Teilnehmer der 2ten Delphi Runde der HRP Heinze Gruppe, die sich am 28. September in Frankfurt trafen, zeichnen ein klares Bild dessen was künftig nötig sein wird, um den Standort Deutschland erfolgreich zu gestalten. In ihrem explorativen Treffen erkannte die Expertenrunde aus Vertretern der Industrie, der Erwachsenenbildung und der Dienstleistungsbranche, dass eine gute Grundstoffversorgung und eine kluge Personalstrategie wesentliche Erfolgsfaktoren sein werden. Der Preiskampf um die Rohstoffe richtet bereits heute hier im Lande einen großen Schaden an. Es muss deutlich werden, dass Beziehung und wissen viel bedeutsamer sind als die reine Preisoptimierung.

Gesamtwirtschaftlich betrachtet rechnet sich dieser Preiskampf nicht, wenn auch die verlorenen Arbeitsplätze dazu gerechnet werden, die durch den billigen Einkauf im Ausland hier in Deutschland verloren gehen. In 10 Jahre werden die Märkte kostenseitig ausgeglichen sein, was dann marktentscheidend sein wird, sind die Fähigkeit zur Differenzierung und die Innovationkraft. Dafür wird genauso eine hohe Qualifikation der MitarbeiterInnen notwendig sein, die nur durch eine gute Vernetzung der Wirtschaft mit den Hochschulen leistbar sein wird. Voraussetzung für die Attraktivität des Standortes Deutschland wird die Versorgung mit guten Arbeitskräften sein. Zu befürchten ist, dass kaum Menschen bereit sein werden in der Schwerindustrie zu arbeiten. Die Schwerindustrie und ihre Berufe haben schon heute keine gesellschaftliche Akzeptanz mehr.

Der Wert der Arbeit als solches verändert sich, ein Wert, der in der Kindheit gelegt wird. Wir werden Mut haben müssen, Deutschland als Standort sehr früh zu prägen. Dazu braucht es eine andere Präsenz der Wirtschaft und der Industrie in der Gesellschaft. Von sich aus aktiv werden mit dem Ziel, Berufsbilder wieder zugänglich und attraktiv zu machen. Berufsbilder wie Zugführer, Waldarbeiter, Stahlwerker u.ä.. Wenn wir ein Ja zum Standort Deutschland wollen, dann brauchen wir ein neues Denken. Innovation, eine primäre Menscheigenschaft, versus Parametrisierung und Digitalisierung. Maschinen werden immer mehr Menschenaufgaben wie Beurteilung, Erfahrung und Entscheidungskompetenz übernehmen.

Der Mensch wird also sein Vorsprung zur künstlichen Intelligenz neu entdecken und deutlich machen müssen. „Made by myself“, mein persönlicher Beitrag ist der entscheidende Erfolgsfaktor. Nicht alle Menschen werden es aber in die Industrie 4.0 schaffen. Zum Teil können heute einfache Aufgaben nicht mehr erledigt werden. Um geeignete Arbeitsplätze anbieten zu können wird Deregulierung von Nöten sein. Einerseits haben wir heute schon in vielen Bereichen ein Personalmangel, anderseits werden wir auch in Zukunft Jobs für einfache Qualifikationen haben und brauchen. Die Motivation einfache Jobs auszuüben ist eher das Thema als eine mangelnde Qualifikation.

Die strategische Steuerung des Arbeitsmarktes wird somit eine der wesentlichen Aufgaben werden. Flexibilität und Offenheit werden als kultureller Hintergrund nötig sein. Damit Menschen sich vermehrt trauen bestimmte Aufgaben zu übernehmen, müssen sie auf Veränderungen und auf Lernprozesse kulturell vorbereitet werden. Unsicherheit durch Angst führt zu Scheitern. Deshalb muss künftig eine Fehlerkultur geprägt werden, womit Fehlentscheidungen möglich sein dürfen.

Förderlich wird sein, gegen die Folgen von Scheitern, ein Leben zu gestalten, das nicht nur von Beruf geprägt ist. Die jungen und künftigen Generationen werden möglicherweise per se geschützt sein, weil sie ihren Beruf nicht mehr als alleinigen Mittelpunkt ihres Lebens sehen werden. In der kulturellen Bewertung muss künftig erlaubt sein, auch als Entscheidungsträger, „schwach“ sein zu dürfen.